ABHANDLUNG ÜBER DEN URSPRUNG DER SPRACHEN

Herders "Abhandlung über den Ursprung der Sprache" beschäftigt sich – wie der Titel schon sagt - in erster Linie nicht mit der Stimme, sondern mit der Sprache, und geht der Frage nach: Ist die menschliche Sprache ihrem Ursprung nach göttlich oder tierisch? Dahinter steckte ein damaliger Disput unter den Gelehrten zu diesem Thema, der dazu führte, daß die Akademie der Wissenschaften die Frage öffentlich stellte, Herder seine Abhandlung dazu schrieb und damit den Preis der Akademie gewann. Er nimmt darin eine dritte Position ein, indem er sagt, daß die menschliche Sprache weder göttlichen noch tierischen Ursprungs ist, sondern gerade den Menschen zum Menschen macht, ihm also eigentümlich ist. Denn die den Menschen eigene Vernunft ist so sehr an die Sprache gebunden und die Sprache an die Vernunft, daß nur dem Menschen als vernunftbegabtem Wesen so etwas wie die Sprache eigen sein kann. In meiner Auswahl der Textstellen interessiert mich die Frage nach dem Sprachursprung nicht so sehr. Der Text ist aus anderen Gründen interessant für diese Hörbuchreihe, in der ich Schriften lese, die in einer anthropologischen Hinsicht Bedeutsamkeit haben für die Frage: Was ist die menschliche Stimme? Oder: Worin besteht die Verbindung zwischen Menschsein und dem Besitz der menschlichen Stimme? In ihm kommen nämlich zwei Aspekte zur Sprache. Zum einen handelt es sich um die "Empfindungs-Sprache" wie Herder sie nennt, eine Sprache, die nur aus stimmlichen Lauten besteht und schon von höheren Tieren besessen wird. Hier geraten wir mit Herder an den Punkt, der mich als Stimmforscher anzieht: zu fragen, worin besteht die Bedeutung von reinen Stimmlauten, die ohne Worte geäußert werden?

Der zweite Aspekt, den ich aus Herders Abhandlung heraushebe, betrifft das Hören! Herder schreibt einiges über Gehör und Hören, das meiner Ansicht nach wert ist, neu gelesen oder eben gehört zu werden. Besonders fruchtbar für weitere Überlegungen scheint mir dabei die Idee zu sein, das Gehör als "mittleren Sinn" zu definieren, der zwischen Sehsinn und Tastsinn bzw. Gefühl steht und damit genau die richtige Distanz und Nähe zur Welt hat, um so etwas wie Sprache überhaupt entstehen können zu lassen.....

Die Abhandlung "Über den Ursprung der Sprache" ist in vielen Ausgaben erschienen. Ich beziehe mich auf eine Ausgabe aus dem Internet bzw. auf Stuttgart 2001. (gelesen in Auszügen)

Preis: 5€

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