7000 (tote) Bäume

7000 (dead) trees

1. bis 19. Mai 2022: 

Installation in der Galerie Eckart in Wuppertal!

Das Konzept der Kunstaktion


Seit Oktober 2020 sammle ich Fotos von toten Bäumen, die ich z.T. selbst fotografiere, zum anderen Teil von Freunden/KollegInnen bekomme, die ich um Hilfe gebeten habe. 

Das Ziel ist, 7000 dieser Fotos zu sammeln. 


Mit den Abzügen der Bilder richte ich fotografische Raum-Installationen ein, zu der außer den Bildern auch 

eine größere Anzahl von Steinen gehört, die abgesehen von einigen größeren Exemplaren von den Orten stammen, wo die Fotos gemacht wurden.


Die erste Installation fand im Mai 2021 im Rahmen der Beuys-Woche von stimmfeld e.V. im stimmfeld-Studio in Köln statt. 

Beuys-Woche Right Long


Die zweite Installation im Mai 2022 in der Galerie Eckart in Wuppertal.

Details Right Long


Der Grundgedanke der Aktion:

Die Aktion stellt eine Reflexion auf Beuys „7000 Eichen“ dar, in dem dieses große Werk auf bestimmte Weise in Bezug auf die heutige Situation, in der die Umweltprobleme der Welt ein weit dramatischeres Ausmaß angenommen haben als es noch 1982 der Fall war, von mir kommentiert wird. 

photo Marita Loosen

photo Marita Loosen

photo Marita Loosen

Mai 2021 stimmfeld-Studio Köln

Mai 2022 Kunstraum Eckart Wuppertal

Das Interview vor der ersten Installation im Mai 2021 im stimmfeld-Studio Köln:

7000 (tote) Bäume und ein Stein


Im ursprünglichen Konzept für mein Beuys-Projekt mit den 7000 Fotos toter Bäume war die Rede von einem großen Basaltstein, der im Raum der Installation liegen sollte - gemeinsam mit kleineren Steinen, die von mir und anderen Baumsammler*innen an den Orten gefunden wurden, wo einige der Bilder entstanden sind. 

Die Basaltstele sollte an die erinnern, die Beuys seinen 7000 Eichen buchstäblich zur Seite gestellt hat. Ein ruhender Kontrapunkt zu den wachsenden Bäumen.

Irgendwo hatte ich gelesen, dass Beuys den Basalt am liebsten aus der Eifel geordert hätte. Den Grund dafür kenne ich nicht. In jungen Jahren war Beuys ab und an in der Eifel, genauer in der Künstlerkolonie Weißenseiffen, wo ein Kommilitone aus der Düsseldorfer Studentenzeit ein anthroposophisch orientiertes Künstlerdorf initiiert hat. Es gibt die Geschichte, dass Beuys einmal im Winter stundenlang durch die Nacht nach Weißenseiffen lief und seine Freunde dort mit einem Besuch überraschte. 


Am Ende kam der Basalt für Kassel doch aus Steinbrüchen in anderen Teilen Deutschlands. Für meine Installation wollte ich einen Stein aus der Eifel finden und bin auf einen Steinbruch in Mayen gestoßen, einem Ort, in dem ich geboren und in dessen weiterem Einzugsgebiet ich aufgewachsen bin. Mayen liegt am Rande des östlichen Teils der Vulkaneifel, dessen bekanntester Ort (und Vulkan) der Laacher See darstellt. Bis vor kurzem glaubte ich, dass aller Basalt in der Gegend aus den Vulkanausbrüchen stammt, die den Laacher See gebildet haben. Wie sich gleich zeigt, wurde ich eines Besseren belehrt. 

Ich habe einen Termin verabredet für den Besuch des Steinbruchs und mich mit dem Auto auf den Weg gemacht. Im Telefonat hatte ich schon angedeutet, was ich suche und mir wurde auch Hoffnung gemacht, so einen Stein dort zu finden: ca. einen Meter bis 1.20m lang, nicht zu dick. 

Ich komme an der Geschäftsstelle direkt am Eingang des Steinbruchs an, und der Geschäftsführer begrüßt mich und sagt, dass er einen Mitarbeiter gerufen hat, mit dem ich in den Steinbruch fahren könnte, um mir ein paar Steine, die in Frage kommen, anzusehen. Ich möge bitte draußen warten. Der Mitarbeiter kam – mit einer ziemlich großen Raupe auf Rädern, die vorne einen Gabelstapleraufsatz hatte. Der Mann, der das Teil fuhr, grüßte mich und meinte, ich könne mich einfach an der Seite auf den Tritt stellen und festhalten. Tja, was sollte ich tun? Mutig bin ich auf die Raupe gestiegen, habe mich sehr gut festgehalten und bin über die Sandpiste gepest. Mein Fahrer hat sogar noch einen anderen Gabelstapler elegant überholt. 

Nach dieser für mich ungewöhnlichen und irgendwie belebenden Fahrt kamen wir an ein paar Steinen an, die am Rande lagen. Das war ungefähr, was ich suchte. Es stellte sich aber heraus, dass so ein Stein um die 150 kg wiegt. Das heißt, es ist unmöglich, das Ding allein zu transportieren. In meinem kleinen Auto schon eh nicht, weil ich den Stein dort nie mehr rausgehievt bekäme. Ich müsste ihn also anliefern lassen, was theoretisch und mit Einsatz von Geld möglich wäre, aber nicht das Problem lösen würde, wie ich den Stein in Köln von A nach B bringen soll. Eine Möglichkeit wäre gewesen, ihn einmal durchsägen zu lassen, aber selbst dann blieben die logistischen Herausforderungen immens. 

Ich sah deutlich die Notwendigkeit aufziehen, mein Konzept zu überdenken und an die real existierenden Gegebenheiten anzupassen. Erst einmal wollte ich etwas mehr über den Basalt dort wissen. Der Mann, mit dem ich unterwegs war, gab mir gerne Auskunft. Er kannte übrigens Beuys und anscheinend auch die Aktion von ihm mit den Basaltstelen. Man merkte ihm an, dass er seinen Job nicht nur sehr gerne machte, sondern auch wertschätzte, mit diesem besonderen Stein umgehen zu dürfen. Der Mayener Basalt ist nämlich „weltweit einzigartig“ was seine regelmäßige Textur angeht und darin unterscheidet er sich schon von den Basaltbrüchen in der direkten Nachbarschaft. Der Grund für diese Unterschiede liegt darin, dass die Steine aus verschiedenen Vulkanausbrüchen stammen, die es in der Gegend gegeben hat. Jeder Ausbruch formt eine eigene Charakteristik im Basalt. 

Nachdem mich der Mann nach einer zweiten Fahrt über die Staubpiste wieder vor der Geschäftsstelle abgesetzt hatte, bin ich mit dem Geschäftsführer nochmal ins Gebäude. Er hat mir ein paar Sachen gezeigt, die aus dem Basalt hergestellt worden sind und wieder spürte ich die Wertschätzung für das Material, mit dem dort umgegangen wird. Es war berührend zu spüren, dass für die Leute in dem Steinbruch der Basalt mehr ist als einfach nur Stein, mit dem man irgendwas bauen kann. 

Wir haben die verschiedenen Optionen durchgespielt und noch am selben Tag wurde mir ein Angebot geschickt. Doch ich werde auf den Stein vorerst verzichten. Dafür gibt es nicht nur logistische Gründe. Mittlerweile glaube ich, dass die Reminiszenz an Beuys nicht so direkt sein sollte. Statt der einen Form der Stele braucht es eher mehrere größere Steine, die ein Ensemble bilden, aber eben nicht eine unzertrennbare Einheit, die in sich ruht. Zum Tod der Bäume gehört auch in den Steinen ein Ansatz von Destruktion. 

Allerdings behalte ich die Option im Sinn, einen Basaltstein in zersägter Form zu nutzen, falls die Installation mit den 7000 Bäumen einen festen Platz finden sollte. Das ist noch Zukunftsmusik.. 


An interview in front of the first installation in May 2021 at stimmfeld-Studio Köln:

Die Kölner Autorin Ulrike Anna Bleier hat einen sehr schönen Text geschrieben, der bestens zu den 7000 toten Bäumen passt: Ob die Buche weiß, dass sie sterben wird?.

https://stadt-land-text.de/2022/03/23/ob-die-buche-weiss-dass-sie-sterben-wird/

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